Es waren nicht nur die lauten Töne am Samstagabend mit den kölschen Top-Karnevalsbands Paveier und Brings sowie der Haus- und Hofband De Hofnarren aus Bitburg (wir berichteten), die das 30-jährige Bestehen der Tanzenden Sterne der Frechen Karnevals-Kinner (FKK) bei ihrem großen „Open Air“ im Emmelshausen zu etwas Besonderem machten. Nein, es waren auch oder gerade die leisen Töne am Sonntag. Oder der ganz spezielle Sterne-Moment.
Emmelshausen erlebt besondere Sterne-Momente
Showtanzgruppe des FKK feiert 30-jähriges Bestehen an zwei Tagen im Park – Mehr als 1000 Zuschauer am Samstag mit kölschen Kultbands – Sonntag mit bewegenden Worten und Auftritten

Diesen Moment hatten die weit mehr als 1000 Zuschauer am ersten Abend im Park bereits zu sehen bekommen. Die Idee dazu hatte die FKK-Vorsitzende Gemma Stoffel. Sie trommelte mit Unterstützung ihres Vorstands die „Old Stars“ der Sterne aus den vergangenen 30 Jahren zusammen, die sich auf der Bühne versammelten und zu den Klängen von „Stääne“ der kölschen Band Die Klüngelköpp alles zeigten, was die Vorzeigeshowtanzgruppe aus dem Vorderhunsrück seit Jahrzehnten ausgemacht hat und es noch heute tut.
Bei den Hebefiguren und spektakulären Flugeinlagen wurde deutlich, dass die älteren Sterne – gekleidet in die Kostüme der Tänze aus den letzten 30 Jahren – nichts verlernt haben. Am Sonntag waren sie erneut auf der Bühne, und als besonderes Bonbon gab es ein imposantes Foto mit den aktuellen „Sternen“ und den jungen FKK-Gruppen, die an beiden Tagen demonstrierten, dass die Nachwuchsarbeit groß geschrieben wird. Von den kleinsten „Sternchen“ über die mittleren „Sternschnuppen“ bis zu den ältesten „Sternenschimmer“ – es wurde deutlich, dass sich die Tanzenden Sterne keine Gedanken darüber machen müssen, dass sie auch in den nächsten Jahren ordentlich funkeln werden.

Aber es war eben nicht nur der eigene Verein, der die beiden Tage im Park zu dem machte, was es war: ein großes Sommerfest des Karnevals. „Die Hilfsbereitschaft aus den eigenen Reihen, aber auch der benachbarten Vereine war einmalig“, bedankte sich Gemma Stoffel für das Zusammenspiel der karnevalistischen Kräfte. Ob der ECV Emmelshausen, der KCV Kratzenburg, der KKV Karbach, der KGB Gondershausen oder der SCC Schwall: Sie alle sorgten dafür, dass es ein „unbeschreiblich schönes Wochenende, das man kaum in Worte fassen kann“ (Gemma Stoffel) wurde. Das taten sie nicht nur mit Auftritten eigener Gruppen oder Garden am Sonntag, sondern generell hinter den Kulissen, bei den Diensten an den vielen Essens- und Getränkebuden, beim Sound oder der Technik. Mehr als 200 Dienste wurden verrichtet – und das zusammen. „Nur so geht es, alle waren direkt mit an Bord, als die Idee geboren wurde“, unterstrich Moderator Daniel Bernd, der auf seine humoristische, aber auch emotionale Art durch die beiden Tage führte.
Vor 30 Jahren war das vielleicht noch nicht ganz so, als Anja Stoffel-Niewind mit ihrer Idee der Tanzenden Sterne eine Gruppe aus der Taufe hob, die getrost als Wegbereiter vieler Showtanzgruppen im Hunsrück gesehen werden darf. Die Tanzenden Sterne waren geboren, und sie dienten nicht nur in den Jahren danach vielen als Vorbild, sondern heimsten etliche Meriten ein – bis hin zu DM-Titeln im Showtanz.
Da eine solche Gruppe auch einen Verein im Hintergrund braucht, waren es dann die Frechen Karnevals-Kinner, die dem Verein einen Namen gaben. Alle Vorsitzenden wurden auf der Bühne mit einem Orden geehrt – von Tobias Mallmann über Daniel Merten bis hin zu Gemma Stoffels Vorgänger Andreas Broszinski, der heute noch als Ältester der Tanzenden Sterne mit auf der Bühne steht. „Brosi und ich haben uns geschworen, dass, wenn einer weitermacht, es auch der andere tut“, sagte Daniel Bernd, der anfangs als Statist mit auf der Bühne stand und seit vielen Jahren die Moderation der Kostümnacht im Zentrum am Park übernommen hat. Schmunzelnd ergänzte er: „Das könnte eine never-ending Story werden.“
Diese Geschichte ist auch die Geschichte der Emmelshausener Familie Stoffel, denn die hat die „DNA des Karnevals“ im Blut. Das wurde ihnen eingeimpft von Herbert Stoffel, der im Januar 2022 verstarb und den Daniel Bernd mit folgenden Worten gedachte: „Herbert war so etwas wie der Vater des Karnevals im Hunsrück, er hat wahnsinnige Verdienste.“ Diese Leidenschaft hat er an seine Kinder weitergegeben. Unter anderem an Sohn Michael, der zwar nicht so gerne im Rampenlicht steht, allerdings einer, wenn nicht der Macher im Hintergrund ist, wenn es zum Beispiel darum geht, Acts wie die Paveier oder Brings auf die Bühne zu bringen.
Und der diese Leidenschaft an seine Frau Gemma, die aus der Nähe Edinburghs in Schottland stammt, weitergab. Gemma Stoffel ist ebenfalls niemand, der gerne im Vordergrund steht, deswegen rückte sie Daniel Bernd dorthin: „Ich kann mich nur verneigen vor dem, was Gemma für den Verein leistet.“ Alle aufzuzählen, die das taten und tun, und sie auf der Bühne zu ehren, hätte wohl den Rahmen gesprengt. Bei Hermann-Josef und Anne Dötsch oder Hiltrud Caspers war das aber dennoch der Fall, denn sie sind nur einige von den „guten Seelen“, die die ehrenamtliche Vereinsarbeit braucht.
Zu gerne hätte der FKK das auch bei Kurt „Killy“ Seus getan, aber der „Haus- und Hoffotograf“ war kurz vor dem großen Fest plötzlich und viel zu früh verstorben. Die Gedenkminute an ihn war einer der vielen bewegenden Momente im Emmelshausener Park. Einer, bei dem nicht nur beim FKK eine Träne verdrückt wurde. Und zu dem nicht nur am Himmel die Sterne tanzten.
Text / Bilder: Mirko Bernd